Die unterschätzte Gefahr für den Ölmarkt
Erst mächtig rauf, dann mächtig runter: Die Ölpreise sind aktuell getrieben von den Entwicklungen im Nahost-Konflikt. Wie sollten Anleger, die entsprechende Aktien halten, mit diesem Hin und Her umgehen? Und welche verborgenen Wahrheiten registriert der Markt nicht?
Säbelrasseln und Krieg
Es wird ja einfach nicht langweilig mit einem Donald Trump am mächtigsten Schalthebel der Welt. US-Angriff auf Iran, zahmer Angriff mit Vorwarnung zurück, Waffenstillstand. Doch während Trump schläft, hecken die in Jerusalem und Teheran doch schon wieder was aus. Israel beschuldigt den Iran die Waffenruhe verletzt zu haben, der Iran dementiert, Israel will trotzdem mit aller Härte drauf schlagen und der Iran natürlich ebenso liebend gern zurück – wie das eben so ist…
Die Ölpreise zog es erst kurzfristig nach oben, am Montag gaben die Ölpreise dann wieder deutlich ab. Säbelrasseln und Krieg bestimmen kurzfristig die Richtung.Und was ist in Wahrheit dran im Sinne des Ölmarktes?
Punkt 1: Es dürfte kaum im Interesse des Iran sein, die Straße von Hormus zu blockieren, da 80% der iranischen Importe über die Meerenge transportiert werden, ebenso wie alle Exporte auf dem Seeweg. Damit würde der Iran allerdings in erster Linie seinen eigenen besten Kunden, China, schädigen und insgesamt vor allem Asien. 83% des Öls, das den Golf verlässt, geht nach Asien. Nur sehr wenig Öl wird aus dem Golf nach Europa exportiert und eine vernachlässigbare Menge in die USA.
Hormus-Blockade macht keinen Sinn
Mit einer Blockade würde der Iran also weder die USA noch Israel beeinträchtigen, sondern hauptsächlich Asien und hier allen voran China und Indien. Auch 87 % des LNG aus dem Golf gehen nach Asien.
Der einzige Grund für Iran die Straße von Hormus zu blockieren, wäre, auf steigende Ölpreise zu setzen – im Grunde eine Art letzter Reaktion. Dann würden die USA allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit, ähnlich wie unter der Biden-Regierung, die strategische Erdölreserve (SPR) erneut anzapfen, um die Preise zu drücken. Diese liegt aktuell allerdings rund 42% unter dem Durchschnitt der vergangenen 10 Jahre.
Kurz vor dem Angriff auf den Iran hat der Iran mehr Öl exportiert als zuvor, während China seine Vorräte aufgebaut hat. Hier besteht also eine Art Puffer durch den Verlust des iranischen Öls, doch eigentlich dürften weder der Iran noch China ein Interesse an einer Störung der Straße von Hormus haben. Der Gegenseite käme das eher gelegen, aber das wäre dann wohl doch zu vermessen.
Eskaliert es doch wieder?
Diese Überlegungen galten eigentlich schon im Vorfeld. Bleibt einfach die Frage, ob und in wieweit der Krieg jetzt doch wieder eskaliert oder eben nicht.
Im Laufe der Zeit, haben wir aber noch ein weiteres Problem. Während des Sommers steigt in den Ländern des Nahen Ostens die Nachfrage nach Öl im Inland aufgrund des Bedarfs an Kühlung erheblich an. Schon in einem normalen Sommer steigt der Verbrauch im Juli und August um etwa 1,2 Millionen Barrel pro Tag.
Aktuell gibt es zudem bereits Versorgungsengpässe in Ägypten, Jordanien und im Irak. Israel hatte im Vorfeld seiner Angriffe auf den Iran sein größtes Gasfeld stillgelegt. Dieses Gasfeld exportiert Erdgas nach Ägypten und Jordanien, die stark davon abhängig sind – insbesondere jetzt, wenn die heißen Sommermonate beginnen und von daher der Stromverbrauch steigt.
Ägypten greift derzeit auf die Verbrennung von Diesel zurück, aber das Land hat nur noch für sieben Tage Dieselvorräte. Jordanien greift größtenteils auf Heizöl zurück, welches mit Tankern aus dem Irak importiert werden kann. Aber hier liegt das Problem. Der Iran versorgt den Irak nicht mehr mit Strom. Und jetzt gehen zudem die iranischen Gaslieferungen an den Irak erheblich zurück. Der Irak wird also das Heizöl selbst brauchen, das nach Jordanien geliefert würde. Als Nebenprodukt dieses Krieges wird es also aktuell in Ägypten und Jordanien und generell eher im Nahen Osten zu Engpässen kommen.
Was der Markt nicht einpreist
Dies preist der Markt ebenso wenig ein, wie die seltsamen GPS-Störungen in der Straße von Hormus oder das Risiko, dass ein längerfristiger Ausfall der iranischen Ölexporte sich schließlich stärker bemerkbar machen würde. Zudem ignoriert der Markt geflissentlich die Tatsache, dass auch ein temporärer Ausfall des Irans zu einem weiteren Rückgang der Ölvorräte führen wird.
Wie ich schon letzte Woche schrieb, wäre eine weitere Übertreibung nach oben nicht angemessen gewesen, sofern es nicht zu einer weiteren Eskalation kommt. Hierbei darf man sich aber erinnern, dass der Iran auch über Kontakte im Irak, im Jemen und an anderen Orten verfügt, die durchaus in der Lage wären Chaos anzurichten. Was ein deutlich intelligenteres Vorgehen wäre, als sich auf einen offensichtlichen Krieg gegen die USA einzulassen.
Ich denke da zum Beispiel auch an den Angriff auf Saudi-Aramco im September 2019, bei dem der Markt 5,5 Millionen Barrel pro Tag verloren hatte. Solche Terror-Angriffe können heute schnell und problemlos von wenigen Leuten mit ein paar Billig-Drohnen bewältigt werden. Nur ein Gedankenspiel, aber ein Weiteres das eigentlich eine gewisse Risikoprämie im Ölpreis rechtfertigen müsste.
Wie dem auch sei, der Ölpreis bleibt kurzfristig ein Spielball der Entwicklung in Nahost und von daher der Frage, ob Trump Netanjahu im Griff hat oder eher umgekehrt?
Ultimativer Schutz: Edelmetalle
Ich für meinen Teil schaue da aktuell aber auch gerne noch auf die Edelmetalle, die als ultimativer Schutz fungieren. Die Zentralbanken wissen schon, weshalb sie dem Gold als Käufer treu bleiben. Interessant an der jüngsten WGC-Umfrage in diesem Zusammenhang ist auch, dass nicht nur 95% der befragten Zentralbanken von steigenden weltweiten Goldreserven ausgehen, sondern auch 73% davon, dass der Anteil des US-Dollars an den globalen Reserven in den nächsten 5 Jahren sinken wird.
Tja, das will er ja der Trump, leider in völliger Unkenntnis, dass der Dollar das mit Abstand erfolgreichste Exportprodukt der USA ist.
Ich mag auch Silber, das sich schön über der Marke von 36 US$ hält. Und Platin das die erwartete Erholung sauber begonnen hat. Das vierte an der CME handelbare Edelmetall ist Palladium, das etwas hinterherhinkt. Palladium ist überdies das am wenigsten liquide Edelmetall, was letztendlich aber zu einer stärkeren Dynamik führen könnte.
Eine geringere Liquidität führt tendenziell zu einer höheren Volatilität, da die Kaufangebote während Verkaufswellen zurückgehen und die Verkaufsangebote während Kursanstiegen verschwinden. Palladium spürte die Auswirkungen der geringen Liquidität während der Rallye 2022, die den Preis auf ein Rekordhoch trieb.
Orwells „1984“ kann man auch ruhig zwei Mal lesen, hat ja nichts an Aktualität verloren….
An dieser Stelle sei erwähnt: Wie man grundsätzlich gewinnbringend in Rohstoff-Aktien investiert und etwa mit sorgfältig selektierten Aktien bei der aktuellen Gold- und Kupfer-Rallye profitiert, zeigt unser neuer Report auf.
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