Nvidia-Aktie: China wird zum Sorgenkind

Wie gut sind die Zahlen?

Normalerweise reagiert die Nvidia-Aktie verschnupft auf die Vorstellung der Quartalszahlen – so hoch sind in der Regel die Erwartungen an den Chipkonzern. Doch die am Mittwochabend präsentierten Zahlen für das abgelaufene Vierteljahr kamen erstaunlich gut am Markt an, obwohl sie in zwei Punkten gar nicht rosig waren. Wie sind sie zu interpretieren?

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Nach wie vor starkes Wachstum

Das Umsatzwachstum von Nvidia war im vergangenen Quartal unerwartet hoch. Während Analysten im Schnitt von einem Umsatzwachstum auf 43,3 Milliarden US$ ausgingen, gelang Nvidia ein Umsatzsprung von 69% gegenüber dem Vorjahr auf 44,1 Milliarden US$.

Auch beim Ergebnis konnte der Chipentwickler überzeugen. Der Markt hatte einen Gewinn je Aktie in Höhe von 0,94 US$ auf dem Zettel. Nvidia lieferte EPS von 0,96 US$. Der Nettogewinn stieg im Jahresvergleich um rund ein Viertel auf 18,8 Milliarden US$.

China wird zum Problem

Das Geschäft von Nvidia brummt angesichts der enormen Nachfrage, vor allem von Hyperscalern, nach wie vor. Aber der Ausblick des Chipkonzerns hat sich deutlich abgeschwächt. Für das laufende Quartal geht Nvidia nur noch von einem minimalen Umsatzwachstum zum Vorquartal auf 45 Milliarden US$ aus.

Hauptgrund für die schwache erwartete Umsatzentwicklung ist China. Die neuen Exportbeschränkungen der Trump-Regierung machen es für Nvidia nahezu unmöglich, die Volksrepublik noch mit Chips zu beliefern. Selbst für den bereits abgespeckten H20-Chip verlangen die USA nun eine Exportgenehmigung. Bei einer weiteren Leistungsreduzierung des Nvidia-Chips dürfte er nicht mehr wettbewerbsfähig gegenüber chinesischen Konkurrenzprodukten sein.

Nvidia-Chef Huang fand deshalb auch sehr klare Worte im Rahmen der Quartalszahlenvorstellung:

Die Plattform, die in China gewinnt, kommt in die Position, global führend zu sein.

Und weiter:

Die US-Regierung ist davon ausgegangen, dass China keine Chips für Künstliche Intelligenz machen könne. Diese Annahme war schon immer fragwürdig – und jetzt ist sie klar falsch.

Viel stärker kann man Trump nicht kritisieren.

Eine warnende Stimme

Es gibt auch warnende Stimmen im Markt, dass die Zahlen von Nvidia für das laufende Quartal nicht gut ausfallen könnten. Eine dieser Stimmen ist erstaunlicherweise die sonst so bullische Bank of America.

Die BoA warnt davor, dass der Quartalsumsatz bei nur 41 Milliarden US$ liegen könnte, also deutlich unter der bisherigen Konsensschätzung von 46 Milliarden US$. Auch der Gewinn je Aktie könnte mit 0,85 US$ 16% unter der bisherigen Markterwartung liegen.

Fällt das Allzeithoch?

Die Nvidia-Aktie befindet sich seit Ende April in einem sehr starken Aufwärtstrend. In den kommenden Tagen dürfte der Nasdaq-Titel ein weiteres Mal das Allzeithoch bei 149 US$ testen.

Sollte dieser Test, wie bereits mehrfach geschehen, erneut scheitern, wäre das ein ganz schlechtes Zeichen. In diesem Fall rechne ich mit einer Kurskorrektur auf 120 bis 130 US$ und einer Fortsetzung des mittelfristigen Seitwärtstrends.

Kurzfristig kein Upside

Ich bin immer noch ein langfristiger Fan der Nvidia-Aktie, aber derzeit sehe ich kurzfristig kein großes Upside für den KI-Giganten. Der Wegfall des China-Geschäfts stellt ein ernsthaftes Problem für den Chipkonzern dar. Es fallen nicht nur Umsätze in Milliardenhöhe weg, sondern Nvidia droht auch mittelfristig seinen technologischen Vorsprung gegenüber chinesischen Anbietern zu verlieren.

China arbeitet mit Hochdruck an der Entwicklung eigener KI-geeigneter Chips. Sie werden nicht nur den riesigen chinesischen Markt erobern, sondern es wird meiner Einschätzung nach nur eine Frage der Zeit sein, bis sie technologisch mit amerikanischen Halbleitern mithalten können. In diesem Zusammenhang: Für Anleger auf der Suche nach zukunftsträchtigen Investments bietet unser exklusiver Report „3 Top-Picks“ einen exklusiven Einblick in Aktien, die von wichtigen Megatrends profitieren könnten.

Seit einem Jahr befindet sich die Nvidia-Aktie nun schon in einem Seitwärtstrend und pendelt zwischen 100 und 150 US$ auf und ab. Der Markt scheint dem Tech-Titel aktuell kein neues Allzeithoch zuzutrauen.

Interessenkonflikt: Der Autor hält Anteile an Nvidia. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Sie beabsichtigen, die Anteile – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnten dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren. 

ℹ️ Nvidia in Kürze

  • Die Nvidia Corporation (WKN: 918422) ist einer der weltweit größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen.
  • Die Chips und Prozessoren des Konzerns kommen in Personal Computern, Spielekonsolen und Rechenzentren zum Einsatz.
  • Das in Santa Clara im US-Bundesstaat Kalifornien beheimatete Unternehmen ist Marktführer im Bereich Hochleistungschips für Anwendungen auf Basis künstlicher Intelligenz.
  • Nvidia ist Mitglied in den US-Leitindizes Nasdaq 100 und S&P 500 und mit einem Börsenwert von rund 3,4 Billionen US$ das aktuell zweitwertvollste Unternehmen der Welt.

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