Rohstoffe, Rüstung, Versorger: Gute Geldanlagen?
Nach dem Eingreifen der USA im Nahost-Konflikt sind die Börsen noch dabei, das Ereignis einzuordnen. Viele Anleger fragen sich, wie sie mit der aktuellen Situation umgehen sollen. Ist mehr Vorsicht geboten? Und wo zeichnen sich jetzt gute Investmentchancen ab?
Auf die Straße von Hormus achten
Wie beeinflusst der Kreis zwischen Israel und dem Iran die Märkte? Börsenprofi Marco Messina wirft im Interview mit SD-Chefredakteur Frank Giarra einen dezidierten Blick auf die aktuelle Lage und zeigt auf, welche Schlüsse er daraus für seine Investitionen zieht.
Im Nahen Osten tobt der Krieg, ein Brandherd mehr auf der Welt. Wie gehen Sie als Börsenprofi damit um?
Marco Messina: Ich schalte auf Radar – nicht auf Panik. Geopolitische Krisen sind wie Sommergewitter: laut, bedrohlich, aber selten langfristig marktverändernd – außer, sie betreffen Öl, Gas oder wichtige Transportwege wie die Straße von Hormus. Genau deshalb beobachte ich Rohstoffpreise, Versicherungsrisiken und Frachtrouten derzeit besonders aufmerksam.
Ich hatte im Live Chat von sharedealsPlus ein Standbild von der zu diesem Zeitpunkt geschäftsträchtigen Lage in der Straße von Hormus gepostet. Der Iran wäre töricht, wenn er versuchen würde, diese zu blockieren. Den größten Schaden würden sie damit wohl sich selbst und vor allem den Nachbarländern zufügen. Der Druck auf das Regime und das Militär würde dadurch nur weiter steigen.
Derzeit stehen „nur“ die Atomanlagen im Fokus der USA. Auch Israel sieht diese als zentrales Ziel – nimmt dafür aber gezielt jene Schachfiguren vom Spielbrett, die den aktuellen Stand des iranischen Atomprogramms überhaupt erst ermöglicht haben.
Spielt der Iran jetzt mit dem Feuer, dann vielleicht sogar mit dem Risiko, dass das Ausland am Ende doch offen einen Regimewechsel unterstützt – oder ihn sogar bejubelt. Aber mal eine kleine Überlegung am Rande: Bleibt der Iran jetzt ruhig, besteht eigentlich kein Grund mehr für die Sanktionen gegen ihn. Ein aktives Atomprogramm wird es vermutlich nicht mehr geben. Hebt man tatsächlich irgendwann die Sanktionen auf, könnte viel mehr billiges iranisches Öl auf den Weltmarkt kommen. Nicht heute, sicherlich auch nicht morgen, aber dennoch eine langfristige Überlegung wert.
In einer Zweifelshausse
Wo stehen die Märkte derzeit, besteht aus Ihrer Sicht eher Anlass für Optimismus oder zur Zurückhaltung?
Marco Messina: Beides! Wir leben in einer Zweifelshausse. Vielleicht kennen noch nicht alle diesen Begriff: Eine Zweifelshausse beschreibt eine Phase an den Aktienmärkten, in der die Kurse steigen, obwohl viele Marktteilnehmer skeptisch oder verunsichert sind. Genau das ist seit vielen Monaten eigentlich der Fall. Wir haben enorme geopolitische Risiken und dennoch stehen die weltweit wichtigen Indizes nur knapp unter den Allzeithochs, vielleicht auch mal 10 oder 15% davon weg. Vor einigen Jahren hätte es bei dieser Gemengelage sicherlich deutlichere Kursabschläge gegeben, als wir sie im Moment sehen.
Die Indizes halten sich zwar wacker, getrieben von einer Handvoll Tech-Giganten oder Nachzüglern. Doch unter der Oberfläche bröckelt es natürlich: Small Caps schwach, Konsumverhalten vorsichtig, Zykliker nur zögerlich im Aufwind.
Das bedeutet für mich: Einzelaktien statt ETFs, selektive Chancen statt blinder Euphorie. Ich bin also optimistisch – aber mit Gurt und doppeltem Airbag. Und man muss in dieser Phase auch einfach verstehen, dass es hier auch nur einen Dominostein benötigt, der dann für eine größere und längerer Korrektur sorgen könnte.
Eine weitere Entwicklung, die die Märkte in den kommenden Wochen prägen dürfte, ist die nun offenbar offiziell verkündete Einigung der NATO-Mitgliedstaaten auf ein neues Verteidigungsziel: Demnach sollen die Mitgliedsländer künftig bis zu 5% ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung und Rüstung ausgeben. Das stellt eine massive Ausweitung gegenüber bisherigen Zielmarken dar und unterstreicht die neue geopolitische Realität im Zuge der anhaltenden globalen Spannungen.
In Kombination mit dem aktuellen US-Militärschlag, der die Sicherheitslage im Nahen Osten weiter verschärft, ist davon auszugehen, dass Rüstungsaktien deutlich profitieren könnten. Höhere staatliche Verteidigungsausgaben bedeuten einen direkten Nachfrageimpuls für Unternehmen aus den Bereichen Waffensysteme, Drohnentechnologie, Cyberabwehr und Militärlogistik. Wer sich in diesem Sektor strategisch positioniert, dürfte in den kommenden Monaten Rückenwind von politischer Seite erhalten.
Der neue Kurs der NATO könnte damit zum Gamechanger für die europäische und amerikanische Rüstungsindustrie werden – nicht nur kurzfristig, sondern auf Jahre hinaus.

Marco Messina, Chefanalyst Aktien Navigator
Amerika bleibt Weltmacht
In den USA wächst der Schuldenberg und die Wirtschaft lahmt. Sollte man US-Aktien besser meiden?
Marco Messina: Nein – aber man muss differenzieren. Amerika bleibt Innovationsmaschine und Weltmacht. Wer langfristig denkt, kommt an den USA nicht vorbei.
Aber: Nicht jeder US-Titel ist ein Selbstläufer. Ich meide aktuell zinssensitive Konsumwerte und Zombie-Firmen mit zu hoher Verschuldung. Ich kann ehrlich gesagt nichts mit Firmen anfangen, die derzeit auf Basis von Gewinnen bewertet werden, die sie in den nächsten 50 Jahren verdienen sollen, könnten oder wollen.
Das mag jeder für sich selbst entscheiden – vielleicht sind Nvidia oder Palantir ja tatsächlich die Zukunft. Aber meine Ausbildung und Erfahrung sagen mir, dass ich da lieber an der Seitenlinie stehe und zuschaue. Davon ist noch niemand arm geworden. Man verpasst vielleicht ab und zu eine schöne Braut – aber andere Mütter haben auch hübsche Töchter.
Und mir ist eine verpasste Chance allemal lieber als eine teuer gekaufte Kröte. Stattdessen fokussiere ich mich auf Technologie mit Cashflow, Infrastruktur-Profiteure und auch klassische Energieträger. Das Land ist verschuldet – aber nicht erledigt.
Ein klassisches Eigentor
Die US-Notenbank denkt (noch) nicht an Zinssenkungen. Ist das gut oder schlecht?
Marco Messina: Wenn Sie Trump oder jemanden anderen aus der US-Regierung gefragt hätten, wäre die Antwort wohl schlecht gewesen. Meine hingegen lautet ganz klar: gut – solange die Wirtschaft das halbwegs verkraftet.
Die Fed will meiner Meinung nach nicht in ein Stagflationsrisiko laufen, und das ist verständlich. Die Märkte mögen keine Überraschungen – daher ist die klare Kommunikation aktuell Gold wert. Für mich bedeutet das: Quality first. Unternehmen, die beim aktuellen Zinsniveau Kapital anziehen und wachsen, die können auch in einer niedrigeren Zinswelt glänzen.
Zinssenkungen kommen – aber bitte erst, wenn’s stabil bleibt. Keine künstliche Zuckerspritze mehr. Die Märkte erwarten jetzt ja im September die ersten Zinsschritte, also vielleicht sogar eine Zinssenkung von 0,5 anstatt 0,25 Prozent. Wir werden sehen, wie die Wirtschaft und vor allem der Arbeitsmarkt bis dahin in den USA läuft.
Die US-Kampagne mit den Abschiebungen mittels in Teilen übermotivierter ICE-Agenten hat ja schon erste „Erfolge“ präsentiert. In der Landwirtschaft und in der Gastronomie soll nicht mehr so stark kontrolliert und abgeschoben werden. Es gab Berichte von ganzen Ernten, die vernichtet werden mussten, weil die Erntehelfer vor Angst, auf dem Feld festgenommen zu werden, nicht mehr zur Arbeit erschienen sind. Ähnliches gab es aus der Hotellerie und Gastronomie zu berichten. Um bei der Fußballersprache zu bleiben: ein klassisches Eigentor, würde ich sagen.
Von Logik leiten lassen
In welchen Sektoren sehen Sie derzeit die besten Anlagechancen?
Marco Messina: Ich glaube, in den kommenden Stunden heißt es erst einmal Lage sondieren, Märkte beobachten, wie da das große Geld fließt, und wie die Algorithmen reagieren. Ansonsten ist es aber ganz klar:
- Rohstoffe mit Zukunft: Kupfer, Uran, Silber – alles, was die Energiewende braucht und gleichzeitig geopolitisch brisant ist. Hier tobt ein Kampf um Kontrolle.
- Rüstungs- & Sicherheitswerte: Leider bleibt die Welt unsicher. Wer’s moralisch vertreten kann, findet hier Wachstum unter dem Radar. +1.000% Kursgewinn sind bei vielen Werten schon drin, doch die Auftragswelle beginnt ja jetzt erst.
- Digital Infrastructure: Nicht nur Nvidia, sondern auch die „Schaufelverkäufer“ im Chip-, Rechenzentrums- und Glasfaserbereich.
Turnaround-Werte in Europa: Viele Small Caps sind ausgebombt – aber bilanziell solide. Wer hier gezielt fischt, hat Chancen, vielleicht sogar auf Kursverdoppler. - Versorger mit Dividende: Unsexy, aber in instabilen Zeiten verlässlich.
Fazit: Die Welt ist kompliziert – aber genau darin liegt die Chance. Wer sich nicht von Lärm leiten lässt, sondern von Logik, wird, da bin ich mir sicher, auch 2025 seine Outperformance finden.
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Hier sei erwähnt: Während Rüstungsaktien boomen, analysiert unser Whitepaper „Ist das die nächste Rheinmetall?“ ein Unternehmen, das vor dem nächsten großen Kurssprung stehen könnte.
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