TACO-Tuesday: Unsicherheit für die Märkte, Chancen für Öl?

Trump sorgt wieder für Unruhe

Zieht der US-Präsident ungeachtet aller seiner Drohungen am Ende immer den Schwanz ein? Diese Meinung verbreitet sich offenbar an den Aktienmärkten. Doch Donald Trump wäre nicht Donald Trump, würde er das auf sich sitzenlassen. Und schon müssen sich Anleger die Frage stellen: Wo brennt es nun und wo gibt es neue Chancen?

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Mächtiger Mann und heiße Luft

Ach, hätte ihm doch niemand von TACO erzählt. Abkürzung für „Trump always chickens out“ oder frei übersetzt: Trump zieht doch am Ende sowieso den Schwanz ein. TACO ist das, was man sich zuletzt an den Börsen so zugeflüstert hatte: Dass der mächtigste Mann der Welt eher heiße Luft verbreitet und sich schlussendlich doch der Vernunft beugen muss. Zumindest hatten die Märkte diesen Eindruck, nachdem sich Trump von den Bondmärkten um Ostern herum aufscheuchen ließ und plötzlich versöhnlichere Töne in seinem Zollkrieg verlautete.

Doch nachdem ihn nun ein unbedarfter Journalist auf TACO angesprochen hat, ist der Donald erzürnt. Und weil er jetzt sauer ist, fürchten die Märkte, dass er nun erst recht auf die Vernunft pfeift. Für die Aktienmärkte ging es also wieder tendenziell abwärts, für Gold wieder aufwärts. Spannend war dagegen vor allem Öl – dazu komme ich gleich.

Zölle auf Stahl und Aluminium

Zunächst noch zu den Zöllen auf Stahl und Aluminium. Wenn Donald Trump zu Besuch in einem US-amerikanischen Stahlkonzern ist, dann denkt er natürlich in erster Linie an sein Lieblingswort: Zölle. Denn schließlich ist die Stahlbranche ja wieder so etwas widerlich Globales, das mag der Donald nicht. Also fällt ihm vor lauter Freude über seine Idee, in Zukunft auch Billiglohnjobs durch den Aufbau einer Produktion von minderwertigeren Stählen in den USA zu repatriieren, natürlich nichts Besseres ein, als diese mit einer Neuankündigung von Zöllen zu garnieren. Ab dem 4. Juni sollen es nun 50% Zölle auf Stahl und Aluminium werden. Na dann.

Welche Auswirkungen hat das? Nun, da die Zölle die Importe in der globalen Lieferkette für die USA verteuern, steigen die US-Stahl- und Alupreise. Was die US-Produzenten angeht: Tendenziell auch nach oben. Gilt allerdings nicht für die eigentliche Benchmark, die Preise in Shanghai. Diese sind dagegen unter Druck, weil Peking Berichten zufolge überlegt, den chinesischen Bauträgern nur noch zu gestatten, fertige Immobilien anzubieten, anstatt das Vorverkaufsmodell zu verwenden, das die Immobilienkrise verschärft hatte.

Nicht erfreut sind auch Kanadier und Europäer, die höherwertige Stahlprodukte anbieten – von denen die US-Amerikaner ebenfalls aufgrund der globalen Lieferketten abhängig sind – und folgerichtig erkannt haben, dass Trumps Zölle nichts anderes bewirken werden als eine Verteuerung der Bautätigkeiten in den USA und damit eine Bedrohung darstellen, die sich auch auf Kanada und Europa auswirken kann.

Märkte hassen Unsicherheit

Nach der noch gar nicht allzu alten Normalität würde man jetzt denken: Ach, irgendeiner wird TACO schon wieder in den Griff bekommen, aber TACO ist ja jetzt sauer. Und damit noch unberechenbarer. Schade. Denn nichts hassen die Märkte mehr als Unsicherheit. Mit Ausnahme der Rohstoffmärkte – und allen voran dem Goldmarkt. Ich hoffe, es sind jetzt mittlerweile alle drin. Denn TACO wird ja nicht so schnell wieder verschwinden. Hoffentlich in vier Jahren. Vorher wäre besser…

Wie ich auch im Live Chat von sharedealsPlus schon mehrmals geschrieben hatte, zeigt sich jetzt, dass die Ära der Schieferöl-Dominanz langsam zu Ende geht. Die Bohrunternehmen, die die USA zum weltweit führenden Ölproduzenten gemacht haben, geben nun an, dass sie angesichts der niedrigen Rohölpreise auf die Bremse treten müssen und dass der US-Ölboom wahrscheinlich seinen Höhepunkt erreicht hat. Einige der größten Produzenten, darunter Diamondback Energy, teilten Investoren kürzlich mit, dass sie in diesem Jahr weniger ausgeben und den Abbau von Bohranlagen planen.

Ende der Schieferölförderung in Sicht

Die USA könnten nach aktuellen, immer noch optimistischen Prognosen, im Jahr 2025 einen leichten Anstieg der Rohölproduktion verzeichnen – unter anderem aufgrund des Wachstums in Offshore-Feldern –, bevor sie im nächsten Jahr um 1,1% auf 13,33 Millionen Barrel pro Tag zurückgehen wird, so S&P Global Commodity Insights. Das wäre der erste Rückgang gegenüber dem Vorjahr seit etwa einem Jahrzehnt, abgesehen von der Corona-Pandemie.

Das Ende der Schieferölförderung könnte die folgenreichste Veränderung auf den globalen Ölmärkten seit einer Generation sein. Schieferöl hat offensichtlich ein Plateau erreicht und 2024 scheint der Höhepunkt erreicht worden zu sein. Und dennoch war die Stimmung der Anleger kaum jemals schlechter. Ich teile diese Stimmung nicht.

Inflationsbereinigt lag der Preis für West Texas Intermediate (WTI) im April unter dem Tiefpunkt der globalen Finanzkrise und gleichauf mit dem Tiefststand vom Februar 2016. Seit 2002 waren die realen Ölpreise nur einmal – im April 2020, auf dem Tiefpunkt des Corona-Einbruchs – deutlich niedriger. Diese Niveaus markierten in den letzten zwei Jahrzehnten häufig wichtige Wendepunkte, an denen die Preise in der Regel wieder Fuß fassten und sich danach nach oben bewegten.

Zudem befinden sich die Erdölvorräte in den OECD-Ländern jetzt auf dem niedrigsten Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten. Wenn dieser Markt irgendwo einen Überschuss aufweist, dann verbirgt er ihn aber ungewöhnlich gut. Wahrscheinlicher ist, dass das Defizit still und leise, aber beharrlich fortbesteht.

Markt preist Worst-Case-Szenario ein

Der Markt preist im Ölmarkt ein Worst-Case-Szenario ein, für dessen Realisierung sich die Bedingungen extrem verschlechtern müssten. Diesen extremen Pessimismus halte ich für massiv übertrieben und Erdöl von daher für enorm interessant. Wir haben uns daher im Rohstoff Anleger Club schon entsprechend mit unseren Öl-Titeln positioniert.

Offenbar stehe ich aber nicht alleine mit der Meinung, dass der Erdölmarkt Potenzial hat: Schließlich reichte es für den jüngsten Anstieg der Ölpreise aus, dass die OPEC+, der es aktuell darauf ankommt, von den Amis Marktanteile abzugreifen, ihre Produktionsausweitung nicht ausgeweitet hat.

An dieser Stelle sei erwähnt: Wie man grundsätzlich gewinnbringend in Rohstoff-Aktien investiert und etwa mit sorgfältig selektierten Aktien bei der aktuellen Gold- und Kupfer-Rallye profitiert, zeigt unser neuer Report auf.

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