Tesla-Aktie: Zwischen Robotaxi-Revolution und Bewertungsfalle
Die Tesla-Aktie bleibt der Inbegriff für Zukunftsfantasie an der Börse. Doch nach Jahren scheinbar grenzenlosen Wachstums steht der Titel nun an einem Wendepunkt: Die mit Spannung erwartete Robotaxi-Offensive könnte zwar einen neuen Wachstumszyklus einleiten – doch viele Vorschusslorbeeren sind längst im Kurs eingepreist. Anleger müssen sich auf eine Phase erhöhter Unsicherheit einstellen.
Robotaxi – Der nächste große Wurf?
Tesla will im Juni 2025 in Austin, Texas, mit dem Praxistest seines Robotaxi-Programms starten.
Zehn Model Y sollen dort erstmals vollautonom und ohne menschliche Überwachung unterwegs sein. Im Hintergrund überwacht ein Remote-Team die Flotte, um Sicherheit und Funktionalität zu gewährleisten. Die eigens entwickelte Cybercab-Produktion soll 2026 anlaufen, die nötigen Anlagen werden bereits ab dem zweiten Quartal 2025 in der Gigafactory Austin installiert.
Elon Musk ist überzeugt: Die Robotaxi-Offensive könnte das Unternehmen in eine neue Dimension katapultieren. Allerdings wird das Programm laut Management zunächst keinen nennenswerten Beitrag zum Ergebnis liefern. Erst ab dem zweiten Halbjahr 2026 rechnet Tesla mit ersten nennenswerten Einnahmen aus dem Geschäft.
Konkurrenzdruck und Marktrisiken
Die Robotaxi-Fantasie ist längst kein exklusives Tesla-Thema mehr.
Waymo, die Alphabet-Tochter, ist mit ihrem eigenen Robotaxi-Service bereits in Silicon Valley und Austin am Start und will noch 2025 nach Atlanta expandieren. Bis 2026 sollen auch Washington, D.C., und Miami folgen. Waymo setzt dabei auf eine Kombination aus LiDAR, Kameras und Radar – Tesla hingegen ausschließlich auf Kameras und KI-Software. Ob dieser Ansatz im Alltag tatsächlich überlegen ist, muss sich erst noch zeigen.
General Motors hat sein eigenes Robotaxi-Projekt „Cruise“ nach massiven Rückschlägen eingestampft und konzentriert sich nun auf FSD-Dienste via „Super Cruise“. Der Wettbewerb bleibt also hart – und der Zeitvorsprung von Tesla ist kleiner als viele Anleger hoffen.
Optimus – Humanoide Vision oder Nischenprodukt?
Neben Robotaxis setzt Musk große Hoffnungen in den humanoiden Roboter „Optimus“.
In fünf Jahren will Tesla eine Produktionskapazität von einer Million Einheiten pro Jahr erreichen. Die Einsatzmöglichkeiten reichen von Industrie und Fertigung bis hin zu gefährlichen Rettungsmissionen. Doch ob Optimus tatsächlich in der Breite benötigt wird, bleibt fraglich. Viele industrielle Prozesse werden heute bereits durch spezialisierte Roboter von Unternehmen wie Rockwell Automation oder Symbotic effizienter automatisiert als es ein humanoider Roboter leisten könnte.
Dennoch: Die Fähigkeit, sich in unstrukturierten Umgebungen zu bewegen und Aufgaben wie Treppensteigen zu meistern, könnte Optimus in bestimmten Nischenmärkten einen Vorteil verschaffen. Das Marktwachstum für Industrierobotik wird zwischen 2025 und 2030 auf 12,6% jährlich geschätzt – ein attraktives, aber umkämpftes Feld.
Absatzdelle und makroökonomische Risiken
Im ersten Quartal 2025 musste Tesla einen deutlichen Rückgang bei Produktion und Auslieferungen hinnehmen.
Die Umstellung der Model Y-Fertigung auf das neue Modell führte zu einem Bestandsaufbau, während die Auslieferungen der „anderen Modelle“ im Jahresvergleich um 24% einbrachen. S&P Global rechnet für 2025 zwar mit einem leichten Anstieg der weltweiten Fahrzeugverkäufe um 1,7% auf 89,6 Millionen Einheiten und einem wachsenden Anteil von Elektroautos – doch die Konsumlaune bleibt angesichts hoher Zinsen und globaler Unsicherheiten fragil.
Im Energiesegment ist Tesla zudem durch die starke Abhängigkeit von chinesischen Zulieferern von Zollrisiken betroffen. Zwar werden bereits 85% der Komponenten für nordamerikanische Fahrzeuge aus der Region bezogen und 95% der Shanghai-Produktion lokal gefertigt, doch die vollständige Entkopplung braucht Zeit. Immerhin: Mit der neuen Lithium-Raffinerie in Texas (Kapazität 50 GWh) holt Tesla einen Teil der Wertschöpfungskette ins eigene Haus.
Bewertung: Wachstum längst eingepreist
Anleger zahlen für die Tesla-Aktie aktuell eine Prämie, die sich gewaschen hat: Das Unternehmen wird mit dem 75,53-fachen EV/aEBITDA auf Basis der letzten zwölf Monate bewertet.
Selbst auf Basis der für 2026 erwarteten Gewinne liegt das Multiple noch bei 54,39. Angesichts der eingepreisten Wachstumsfantasie und der absehbaren Herausforderungen stuft die Analyse den fairen Wert auf 329US$ je Aktie ein – verbunden mit einer neutralen „Hold“-Empfehlung.
Für das laufende Quartal wird ein Umsatz von knapp 25 Mrd. US$ und ein bereinigtes EPS von 0,50US$ je Aktie erwartet. Die Dynamik im Service- und Energiesegment bleibt ein Lichtblick, doch die Kernmarge im Autogeschäft ist unter Druck.
Chancen und Risiken im Überblick
Bull Case: Gelingt die Skalierung des Robotaxi-Programms und der Durchbruch bei humanoiden Robotern, könnte Tesla tatsächlich neue Märkte erschließen und die Bewertung rechtfertigen. Die Fähigkeit, ohne große Umrüstungen in bestehenden Fabriken und Baustellen zu arbeiten, verschafft Optimus einen potenziellen Wettbewerbsvorteil.
Bear Case: Die öffentliche Skepsis gegenüber vollautonomen Fahrzeugen, Risiken durch Vandalismus und Diebstahl sowie die starke Konkurrenz könnten die Robotaxi-Offensive ausbremsen. Im Robotikbereich könnten spezialisierte Lösungen von etablierten Anbietern den Markteintritt von Optimus erschweren.
Fazit: Warten auf den nächsten Beweis
Tesla bleibt ein Unternehmen voller Visionen – doch der Aktienkurs spiegelt die Zukunft bereits wider.
Die nächsten Quartale werden zeigen müssen, ob die Robotaxi- und Robotik-Fantasien tatsächlich in bare Münze verwandelt werden. Bis dahin bleibt die Aktie ein Spielball zwischen Euphorie und Ernüchterung – und für Neueinsteiger auf diesem Bewertungsniveau vor allem eines: ein Fall für starke Nerven.
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ℹ️ Tesla in Kürze
- Der 2003 gegründete US-Autohersteller mit Hauptsitz in Austin im US-Bundesstaat Texas ist derzeit der weltweit zweitgrößte Hersteller von Elektroautos. Neben Fahrzeugen stellt Tesla (WKN: A1CX3T) auch Batteriespeicher und Photovoltaikanlagen her.
- Die Fahrzeuge und teilweise auch die Batterien werden in Gigafactories genannten Großfabriken produziert. Derzeit betreibt Tesla Gigafactories in den USA, Deutschland und China.
- Tesla ist Mitglied in den US-Leitindizes Nasdaq 100 und S&P 500 und ist ca. 919 Milliarden US$ wert.
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