Spin-off: Warum Konzerne sich neu erfinden

Es ist eine Kapitalmaßnahme, von der sich Investoren Wertsteigerungen erhoffen, Analysten bessere Performances prognostizieren und Konzerne zukunftsfähig werden wollen. Die Rede ist vom Spin-off. Welche Folgen ein solcher Schritt für Aktionäre hat, beleuchten wir im diesem Wissensbeitrag.  

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Was ist ein Spin-off?  

Bei einem Spin-off gliedert ein Konzern eine Unternehmenssparte aus und überführt diese in die Eigenständigkeit. Durch die Abspaltung von der Muttergesellschaft vollzieht sich rechtlich gesehen eine Firmenneugründung.  

Gründe für einen Spin-off 

Die Motivlage für einen Spin-off ist vielfältig. Häufig, aber nicht immer, wird durch die Ausgründung eine Fokussierung des Kerngeschäfts ermöglicht. Ein Beispiel dafür war die Entscheidung des Vorstands der Daimler AG 2021, seine LKW-Sparte vom Hauptgeschäft abzutrennen und in ein eigenes Unternehmen zu verwandeln.  

In Unternehmen, wo Forschung und Entwicklung zusammenlaufen, z. B. in der Pharmaindustrie, kann ein Spin-off dabei helfen, eine vielversprechende Produktreihe besser zu vermarkten und umzusetzen.  

Ein dritter Grund kann darin bestehen, dass ein erfolgreicher Mischkonzern problematisch gewordene oder verlustreiche Geschäftsbereiche aus seinem Verantwortungsbereich entfernen möchte. Solche drastischen Schritte werden in der Regel dann gewählt, wenn eine Klagewelle droht oder toxische Assets die Bilanz bedrohen.  

Ein Beispiel für dieses Vorgehen war die Entscheidung des ehemaligen Saatgutherstellers Monsanto 1997, seine Plastiksparte auszugründen. Das Motiv: Rechtliche Risiken aus dem Verantwortungsbereich des Mutterkonzerns zu verbannen und einen Teil der Konzernschulden zu übertragen. Die neu gegründete Gesellschaft Solutia meldete aufgrund der tiefroten Bilanzen 2003 Insolvenz an.  

Folgen eines Spin-offs 

Für die Muttergesellschaft bietet die Ausgründung eines Geschäftsbereiches die Möglichkeit, frisches Kapital aufzunehmen und seine unternehmerischen Tätigkeiten zu fokussieren. Letzteres ist ein wichtiges Argument aus Sicht vieler Investoren und Analysten: Unternehmen, die sich auf eine Tätigkeit spezialisieren, können Prozesse effektiver organisieren, Kosten optimieren und mit weniger Aufwand umsetzen.  

Anders ausgedrückt: Sie verzetteln sich nicht, sondern zementieren ihre Kernkompetenz und stäkren ihre Zukunftsfähigkeit.   

Aus Sicht der Aktionäre ist die Ankündigung eines Spin-offs mit einer potenziellen Wertsteigerung verbunden. Da den Anteilseignern rechtlich gesehen kein Nachteil entstehen darf, erhalten sie entweder Gratisaktien des neu zu gründenden Unternehmens oder Bezugsrechte. Die Emission von Bezugsrechten gibt Altaktionären die Möglichkeit, die Wertpapiere des neuen Unternehmens zu einem Vorzugspreis zu erwerben oder die Option darauf zu verkaufen. 

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